„Ein jegliches hat seine Zeit“, leitet Kohelet (Prediger Salomo) sein „Gedicht über die Zeiten“ ein (Koh 3,1-15). Zunächst verdeutlicht er, wie begrenzt die menschliche Einsicht ist. Weiter lädt er zu einem Perspektivwechsel ein: es ist Gott, der Schöpfer in seiner Weisheit und Unverfügbarkeit, der Glück und Gelingen schenkt. Schließlich lädt Kohelet dazu ein, solche Momente dankbar wahrzunehmen und zu feiern.
Meine Zeit als theologischer Leiter des Evangelischen Forum Annahof geht am 30.09.2025 nach fast neun Jahren zu Ende. Da ich seit Oktober 2024 beurlaubt bin, um eine Vertretung des Lehrstuhls für Biblische Theologie an der Universität Augsburg wahrnehmen zu können, und diese Episode sich nun länger hinzieht als ursprünglich gedacht, ist in mir der Entschluss gereift: Danach möchte ich an anderer Stelle einen Neuanfang wagen. Wo dies sein wird, sehe ich im September 2025 noch nicht. Mit Kohelet lasse ich mich an die Begrenztheit der menschlichen Einsicht erinnern und diese auch aushalten.
Ebenso nehme ich den Hinweis Kohelets auf manches von Gott gewährte Glück auf. Dankbar blicke ich auf vieles zurück, was in den zurückliegenden Jahren am Evangelischen Forum Annahof gelingen durfte. Zum einen ist dies das vertrauensvolle gute Miteinander im Team der Einrichtung. Zum anderen ziehen die vielen Seminare und die Kontakte mit inspirierenden Referentinnen und Referenten an meinem inneren Auge vorüber. Schließlich denke ich an die aufklärenden, lehrreichen und sinnstiftenden Veranstaltungen mit den vielen Kooperationspartnern vor Ort, städtischen Institutionen, bürgerschaftlichen Initiativen oder Vereinen. Es waren reich gefüllte und gute Jahre, die ich nicht missen möchte.
„Ein jegliches hat seine Zeit“. Von Anfang an, seit 500 Jahren, stellt die Bildung ein Profil der evangelischen Kirche dar. Denn als „Bilder Gottes“ sind wir Menschen mitverantwortlich für ein gerechtes Miteinander der Geschöpfe auf diesem Planeten. Dazu braucht es Urteilsfähigkeit, Orientierung, Mitgefühl und manch weitere Kompetenzen. Zeit für Bildung im weitesten Sinn – so möge die Bildungs- und Begegnungsarbeit am Evangelischen Forum Annahof auch weiterhin Menschen in Stadt und Land bereichern und stärken.
In diesem Sinne grüße ich Sie herzlich!
Ihr Dr. Martin Beck